Wohnungslose Menschen brauchen dringend sichere Unterkünfte!
"Bund und Länder schnüren großartige Hilfspakete, dafür sind wir sehr dankbar. Aber sie enthalten leider Leerstellen für die Ärmsten in unserer Gesellschaft! So können Wohnungslose Menschen nicht zu Hause bleiben. Sie haben keines. Die Aufforderung, zu Hause zu bleiben und physische Kontakte einzuschränken, hat mit ihrer Lebenswirklichkeit rein gar nichts zu tun und läuft ins Leere. Wir brauchen für ihre Unterbringung und Versorgung jetzt dringend schnelle Lösungen! Denn ihr Alltag ist für sie noch bedrohlicher als sonst! “
Diakonie-Chef Dietrich Bauer fordert Landkreise und Kommunen daher jetzt dazu auf, schnell unbürokratische Lösungen zu finden. „In unseren diakonischen Einrichtungen wie Tagestreffs können wir aufgrund der neuen Hygieneregeln maximal die Hälfte unserer sonstigen Gäste versorgen. Manche Einrichtungen wie unsere Nacht-Cafes mussten sogar ganz schließen. Die Einschränkungen in der Bereitstellung von Lebensmitteln, ärztlicher Versorgung, Tageseinrichtungen und Übernachtungsmöglichkeiten wirft diese ohnehin gesundheitlich häufig schon geschwächten Menschen noch mehr auf sich zurück!“
Es brauche neue Unterkunftsmöglichkeiten für wohnungslose Menschen und eine adäquate Versorgung: Die Notunterkünfte in den Kommunen würden aus Angst vor Ansteckung häufig nicht aufgesucht – zumal dort der Infektionsschutz kaum eingehalten werden kann. „Unsere Einrichtungsleiter wissen nicht, ob sie die Menschen guten Gewissens dort hinschicken können. Weil wir nicht wissen, ob sie weiterhin zu sechst in einem Zimmer liegen oder nach den Bestimmungen des Infektionsschutzgesetzes untergebracht sind. Es ist aber eine hoheitliche Aufgabe der Kommune für die Sicherheit zu sorgen! Wir brauchen Angebote, die deutlich über eine Notübernachtung hinausgehen: Dauerhafte Wohnplätze in Zimmern, hauptamtliche Sozialarbeitende, ein Catering, und medizinische Versorgung. Leerstehende Tagungshäuser, Hotels usw. gibt es genug!“
Die jetzt allerorts eingerichteten „Gabenzäune“ bezeichnete Bauer als ein Zeichen der Solidarität und Mitmenschlichkeit – „doch das Grundproblem lösen sie nicht!“ In diesem Zusammenhang bittet Bauer auch nochmals, den seit Jahren viel zu geringen Regelsatz für Kinder und Erwachsene in Hartz IV schnell und bürokratisch zu erhöhen: „Günstige Lebensmittel sind vergriffen, viele Tafeln haben geschlossen! Die Diakonie hält 100 Euro für Erwachsene und 80 Euro für Kinder für unbedingt nötig!“.
Zum Hintergrund:
Tagesaufenthalte sind niedrigschwellige, d.h. leicht zugänglich Angebote und offene Treffs, die ohne Beratungszwang eine Aufenthaltsmöglichkeit am Tag und eine Grundversorgung bieten. Sie sind i.d.R. an Fachberatungsstellen angebunden. Zu festgelegten Öffnungszeiten gibt es für Hilfesuchende ohne die Notwendigkeit einer Anmeldung je nach Ausstattung und Möglichkeiten differenzierte Angebote. Dazu gehören i.d.R. Duschmöglichkeiten, Waschgelegenheiten, die Einrichtung von Postadressen oder die Zurverfügungstellung abschließbarer Spinde, medizinische Erstversorgung, die Möglichkeit der Zubereitung von warmen Mahlzeiten etc.
Übernachtungseinrichtungen sind in kommunaler Zuständigkeit vorgehaltene (teilweise von freien Trägern betriebene) Einrichtungen und Aufnahmestellen zur vorübergehenden Übernachtung.